Getreide statt Kaffeebohnen
Wissenswertes zum Getreidekaffee
Vom Ersatz zum Lieblingsgetränk
Kaffee ist das erste nichtalkoholische Genussgetränk, dass den Deutschen bekannt war und als solches hat er sich seit seinem ersten Erscheinen in Europa im 17. Jahrhundert schnell ausgebreitet. Genügend Kaffeebohnen nach Europa zu schaffen war aber eine teure Angelegenheit. Außerdem ging der immer steigende Kaffeekonsum zu Kosten der Bierbrauer, die große Einbußen bei den Umsätzen einstecken mussten. Denn bevor sich der Kaffee ausbreitete, war Bier das Getränk, dass den ganzen Tag über getrunken wurde.
Deshalb belegte Friedrich der Große Kaffee mit einer hohen Luxussteuer, die es der regulären Bevölkerung unmöglich machen sollte, weiterhin Kaffee zu trinken. Das hatte zunächst nur den Effekt, dass Kaffee auf kreativste Weise geschmuggelt wurde. Deshalb beschloss Friedrich 1781, das Kaffeerösten zu verbieten. Ausgenommen davon war nur die staatliche Kaffeerösterei, die unteranderem ihn selbst belieferte. So wurde Kaffee zum absoluten Luxusgut, das nicht nur teuer, sondern auch extrem schwer zu beschaffen war.
Ein Kaffeeersatz musste her und hier beginnt der Aufstieg des Getreidekaffees. Es gab ihn zwar schon vorher, da es aber keine Notwendigkeit für das Ersatzgetränk gab, blieb es ein Getränk mit nur wenigen Liebhabern. Der Kaffeeersatz wurde nun also in großen Mengen und zu verhältnismäßig günstigem Preis produziert. Somit hatten sämtliche Schichten der Bevölkerung ein Genussgetränk, dass den ganzen Tag über getrunken werden konnte.
Getreidekaffee als koffeinfreie Variante
Auch wenn Kaffee heute wieder für jeden verfügbar und erschwinglich ist, bleiben viele der Alternative treu. Gründe dafür gibt es einige. Manche bevorzugen das sanftere Aroma, andere vertragen den Kaffeeersatz einfach besser.
Dadurch, dass er kein Koffein enthält, kann Getreidekaffee auch bedenkenlos am Abend getrunken werden. Kinder fühlen sich wie die Großen, wenn sie am Kaffeetisch sitzen und nicht nur Milch, sondern ihren eigenen Kaffee trinken dürfen, auch wenn es eigentlich gar kein Kaffee ist. Schwangere und stillende Mütter müssen nicht auf die feinen Röstaromen verzichten, die sie vom Kaffee her gewöhnt sind, und müssen sich keine Sorgen machen, dass ihr Baby in Kontakt mit Koffein kommt.
Herstellung von Getreidekaffee
Der meiste Getreidekaffee, der in Deutschland hergestellt wird, besteht aus Gerste und Roggen, manchmal auch aus Zichorien. Zunächst wird das Getreide sorgfältig gereinigt und getrocknet. Das kaffeeähnliche Aroma entsteht dadurch, dass das Getreide, genau wie auch Kaffeebohnen, geröstet wird. Gerste und Roggen sind in der Regel ungekeimt. Bei Malzkaffee wird die Gerste jedoch kurz gekeimt, also in Wasser eingelegt, und dann wieder getrocknet. Dadurch entsteht das Malz und damit der typische süßliche Geschmack von Malzkaffee, denn der Malzzucker karamellisiert bei der Röstung.
Um Instant-Pulver zu erhalten, wird das Getreide heiß gewässert. Anschließend wird diese Flüssigkeit versprüht und ihr dabei die Flüssigkeit entzogen. Zurück bleibt nur das Pulver, dass mit Wasser wieder zum geschmackvollen Heißgetränk wird. Manche Sorten werden noch mit weiteren Zutaten verfeinert, wie etwa Feigen oder Kakao.
Muckefuck und Co. – Bezeichnungen für Malzkaffee
Bezeichnungen für Getreidekaffee gibt es viele. Neben dem etwas abschätzigen Blümchenkaffee hört man auch immer wieder Muckefuck. Der Name ist wahrscheinlich eine eingedeutschte Variante des französischen „mocca faux“, also falscher Kaffee. Eine andere Theorie über die Herkunft des Wortes ist, dass es vom mundartlichen "Muck" für "Mulm" und "fuck" für "faul" stammt, also mulmig and faulig, was dem feinen Geschmack von modernem Getreidekaffee absolut nicht gerecht wird.